ConAct begrüßte Fachkräfte bei Präsenzseminar in Lutherstadt Wittenberg
Vom 14. bis zum 16. Juni 2021 begrüßte das ConAct-Team eine Gruppe von Fachkräften aus dem deutsch-israelischen Jugendaustausch zum Fachseminar „Israelbezogener Antisemitismus – Was tun?“ in Lutherstadt Wittenberg. Nachdem über einen langen Zeitraum ausschließlich digitale Veranstaltungen durchgeführt werden konnten, war das neue Modul des Diskursprojektes „Sichtbar Handeln! Umgehen mit Antisemitismus in Jugend und Bildungsarbeit“ die erste Veranstaltung, die wieder in Präsenz stattfinden konnte.
Ziel des Seminars war es, Wissen über Geschichte, Gegenwart und Funktionen von israelbezogenem Antisemitismus zu vermitteln und den Teilnehmenden Handlungsimpulse und Methoden für den pädagogischen Umgang an die Hand zu geben.
Am ersten Tag des Fachseminars ging es zunächst darum, die Problemlage zu skizzieren und sich über eigene Erfahrungen mit dem Thema (israelbezogener) Antisemitismus auszutauschen. In den Gesprächen wurde bald deutlich, dass die Teilnehmenden des Seminars bereits ein hohes Maß an Sensibilität für das Thema Antisemitismus im Allgemeinen mitbrachten. Dies mag nicht zuletzt in den Erfahrungen begründet sein, die sie im Rahmen ihres vielfältigen Engagements im deutsch-israelischen Jugendaustausch sammeln konnten. Dennoch wurden gerade in Bezug auf Spezifika des israelbezogenen Antisemitismus Unsicherheiten deutlich, weshalb die Teilnehmenden den Wunsch nach fundiertem Wissen und dezidierten Handlungsimpulsen äußerten. In einem anschließenden Vortrag ging es um die Geschichte und Kontinuitäten antisemitischer Bilder und Motive, die sich häufig auch in israelfeindlichen Haltungen niederschlagen.
Ein Highlight des Fachseminars war schließlich die abendliche Vorführung des Films „Masel Tov Cocktail“ (D 2020) und das anschließende Filmgespräch mit dem Regisseur Arkadij Khaet. Mit viel Ironie und Humor behandelt der preisgekrönte Film vielfältige Aspekte rund um das Jüdischsein und das Leben mit Antisemitismus in Deutschland.
Der zweite Tag begann mit einem Impulsvortrag zur Geschichte Israels im Nahen Osten, der wesentliche Meilensteine der israelischen Geschichte sowie des Konflikts beleuchtete und mit einer Textarbeit in Kleingruppen abschloss. Da israelbezogener Antisemitismus vielfach verallgemeinernd und verkürzt auf Ereignisse aus der Geschichte Israels Bezug nimmt, sind gute Kenntnisse über die Komplexität der Geschichte und Gegenwart wichtig, um für den Umgang mit israelbezogenen Antisemitismus gewappnet zu sein.
Ein interaktiver Impulsvortrag von Referent*innen des Vereins „Bildung in Widerspruch“ gab einen Überblick über die Erkennungsmerkmale und Funktionen des israelbezogenen Antisemitismus. In zwei Methodenworkshops von „Bildung in Widerspruch e. V.“ und „Bildungsbausteine e. V.“ wurden vielfältige Methoden zum Umgang mit Antisemitismus vorgestellt und aktiv ausprobiert. Nach einem gemeinsamen Abendessen in der Wittenberger Altstadt wurde der intensive Tag mit einem Abendspaziergang zur jüdischen Geschichte in Wittenberg abgerundet.
Der letzte Tag des Fachseminars wurde mit eine Kleingruppenarbeit zu Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit israelbezogenem Antisemitismus eingeleitet. Die Teilnehmenden tauschten sich hier zu verschiedenen Alltagssituationen aus und überlegten gemeinsam: „Wie könnte man reagieren?“ „Wer könnte etwas tun?“ „Was passiert, wenn niemand etwas tut?“ Zurück im Plenum wurden die Überlegungen lebhaft miteinander diskutiert.
Abschließend diskutierten die Teilnehmenden die Relevanz des (israelbezogenen) Antisemitismus für den deutsch-israelischen Jugendaustausch aus ihrer Perspektive.Hier konnten sie aus ihren eigenen Erfahrungen im Jugendaustausch schöpfen und von den Erlebnissen der anderen profitieren. Ebenso äußerten die Teilnehmenden vielfach das Bedürfnis, sich dem Thema auch in Zukunft intensiv widmen zu wollen. Dies bestärkte das ConAct-Team in dem Vorhaben, in Zukunft weitere Module im Diskursprojekt „Sichtbar Handeln! Umgehen mit Antisemitismus in Jugend und Bildungsarbeit“ anzubieten.