Virtuelle Stadtführung durch Jerusalem und Workshop zu israelischer Gedenkkultur
Bald ist es soweit: Im April werden die ersten Teilnehmenden des von ConAct umgesetzten Projekts „Sichtbar Handeln! Gegen Antisemitismus“ auf Begegnungsreise nach Israel fahren. Im Februar und März bot sich Ihnen die Möglichkeit, bereits im digitalen Raum neue Perspektiven auf Israel zu gewinnen: auf einer virtuellen Stadtführung durch Jerusalem sowie in einem Workshop zur Gedenkkultur in Israel mit Anita Haviv-Horiner.
Von einer Karfreitagsprozession auf dem Ölberg, über eine Bar-Mitzva-Feier an der Klagemauer bis zum Tempelberg und der Grabeskirche: Etwa eine Stunde führte der erfahrene Reiseleiter Uriel Kashi die 18 Teilnehmenden durch das Herz der Stadt der Religionen – die Jerusalemer Altstadt. Anhand der verschiedenen Stationen wurde die Bedeutung Jerusalems für das Christentum, Judentum und den Islam deutlich.
Neben Stadtplänen und Fotos, zeigte Uriel Kashi immer wieder kürzere Videos, die er durch Jerusalem spazierend aufgenommen hatte. Der Abstecher nach Westjerusalem und der kurze Ausschnitt aus dem Nachtleben auf dem Mahane Yehuda Market mit tanzenden Menschen steigerte die Neugier und Sehnsucht der Teilnehmenden, sich nun endlich auf den Weg zu machen.
Erinnern und Gedenken in Israel
Ein zweites digitales Wiedersehen nahm das Thema „Erinnern und Gedenken“ in den Blick. Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus ist zentral für die Arbeit von ConAct und auch für das Projekt „Sichtbar handeln! Umgehen mit Antisemitismus in Jugend- und Bildungsarbeit“. Der Workshop mit der israelischen Pädagogin Anita Haviv-Horiner* eröffnete den Teilnehmenden eine israelische Perspektive. Um das „Wie und Warum des Erinnerns“ aus israelischer Sicht verstehen zu lernen, nahm Haviv-Horiner die Bedeutung des Gedenkens im Judentum als Ausgangspunkt. Das Credo „Zahor w’shamor“ (dt. „Erinnere Dich und bewahre“) prägt sowohl das staatliche Gedenken Israels als auch private und gemeinschaftliche Erinnerungsformen.
Als zentrales Beispiel wurde der Yom Hashoah – der Holocaust-Gedenktag – beschrieben, an dem eine zweiminütige Sirene in ganz Israel zu hören ist, während das ganze Land für den Moment innehält und alle Aktivitäten unterbricht. In diesem Zusammenhang wurde auch festgestellt, dass das Erforschen der eigenen Familienbiografie einen Schwerpunkt in der Bildungsarbeit in Israel darstellt. Es wurde den Workshopteilnehmenden insgesamt deutlich, dass Gedenken in Israel im Vergleich zu Deutschland offenbar wesentlich präsenter im Alltag verankert ist. Dies fasste einer der Teilnehmenden wie folgt zusammen:
* Anita Haviv-Horiner, in Wien als Kind von Überlebenden der Shoah geboren, setzt sich seit vielen Jahrzehnten in Israel für Verständigung im Feld der deutsch-israelischen Beziehungen ein und blickt zugleich von Israel auf den Antisemitismus in Europa.