Gemeinsames Projekt der Internationalen und Europäischen Jugendarbeit entwickelt neue Projekte und Impulse gegen Antisemitismus
Vom 15. bis 17. September 2025 fand in Berlin das Abschlussseminar des internationalen Projekts „Facing Antisemitism in Europe!“ statt. Rund 50 Teilnehmende aus sechs Ländern kamen im Laufe des Projekts zusammen, um gemeinsam neue Perspektiven und Ansätze gegen Antisemitismus in der europäischen Bildungsarbeit zu entwickeln. Das Fortbildungsprogramm erstreckte sich über ein Jahr: Es begann im November 2024 mit einem Seminar zum Thema „Bildung gegen Antisemitismus in Europa“ in Krakau. Im Juni 2025 folgte eine Begegnungsreise nach Israel, bevor das dritte und letzte Modul den Transfer in die Praxis in den Mittelpunkt stellte. Hier entwickelten die Teilnehmenden eigene Projektideen für antisemitismussensible Bildungsarbeit in ihren Ländern.
Eine Teilnehmerin reflektierte: „Ich habe noch nie an einem Projekt teilgenommen, das sich über drei Module erstreckt. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich jede und jeder weiterentwickelt hat – fachlich und persönlich. Ich selbst bin heute ein anderer Mensch als vor Beginn dieses Projekts.“
Neben intensiver Werkstattarbeit und fachlichem Austausch bot das Seminar inspirierende Impulse: Ein Besuch im Anne Frank Zentrum Berlin thematisierte die Rolle der Jugendarbeit in der antisemitismuskritischen Bildungsarbeit und Erinnerungskultur. Besonders eindrucksvoll war ein Kunstabend mit dem Theaterstück „Between the River and the Sea“. Der palästinensisch-israelische Schauspieler Yousef Sweid sprach im Gespräch mit den Teilnehmenden sowohl über persönliche Erfahrungen, Spannungen zwischen den Welten und vielfältigen Identitäten als auch über die Suche nach Verständigung in einem von Konflikten und Betroffenheit geprägten Alltag – besonders in der Zeit nach dem 7. Oktober. Es war eine bewegende, zugleich humorvolle Begegnung, die die Teilnehmenden für die eigene Arbeit inspirierte.

Highlight: Die Abschlussveranstaltung des Projekts am 16. September. Bei der öffentlichen Abschlussveranstaltung präsentierten die Teilnehmenden ihre Eindrücke, Erkenntnisse und Reflexionen aus einem intensiven gemeinsamen Jahr. Gäste aus Jugend- und Bildungsarbeit erhielten spannende Einblicke in die vielfältigen Lernprozesse und die neuen Projektideen, die im Rahmen des Seminars entstanden. Dr. Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus und Schirmherr des Projekts, eröffnete den Abend mit einem Grußwort. Er hob hervor, wie wichtig grenzüberschreitende Initiativen in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Spannungen sind und würdigte das Projekt als wertvollen Beitrag zu einer europäischen Zusammenarbeit im Wirken gegen Antisemitismus.


Aus Lernen und Begegnung wird Handlung. Die Teilnehmenden nutzten die Werkstattphasen während des Seminars, um eigene Projekte zu entwickeln – darunter ein antisemitismus- und diversitätssensibles Theaterprojekt zwischen Tschechien und Deutschland, eine Hospitation für Sozialarbeitende aus Deutschland in Israel zum Thema „Resilienz und Umgang mit Trauma“, ein trilaterales Jugendprojekt zwischen Deutschland, Griechenland und Israel sowie ein Fachtag zum Thema Antisemitismus in der kommunalen Bildungsarbeit.
Ein Teilnehmender fasste zusammen: „Ich habe gelernt, dass es überall in Europa Menschen gibt, die sich gegen Antisemitismus engagieren. Dieses Netzwerk gibt mir Hoffnung für die Zukunft.“
Ausblick. Das internationale Projektteam trifft sich im Dezember in Thessaloniki, um den gesamten Prozess aus Sicht der beteiligten bilateralen Einrichtungen der Internationalen Jugendarbeit zu reflektieren und mögliche Wege für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit zu besprechen.
„Facing Antisemitism in Europe!“ hat eindrucksvoll gezeigt, wie viel Potenzial in internationaler Bildungszusammenarbeit für ein nachhaltiges Wirken und Netzwerken steckt – wenn sich Fachkräfte aus verschiedenen Ländern miteinander austauschen, voneinander lernen und neue Ansätze gegen Antisemitismus entwickeln.
Das Projekt „Facing Antisemitism in Europe! Education in Europe – Encounter with Israel – Implications for Youth Work“ wird über das Europäische Programm Erasmus+ sowie durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Der Beauftrage der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen. Das europäische Bildungsprogramm basiert auf dem Projekt „Sichtbar Handeln! Gegen Antisemitismus“, das von ConAct ins Leben gerufen wurde und an dem seit 2020 rund 150 Fachkräfte teilgenommen haben.
Beteiligte Einrichtungen: das Deutsch-Französische, das Deutsch-Polnische und das Deutsch-Griechische Jugendwerk, die Koordinierungszentren für den Deutsch-Tschechischen (Tandem) und den Deutsch-Israelischen Jugendaustausch (ConAct) sowie zentrale Partnerorganisationen aus Israel, Israel Youth Exchange Authority und der Council of Youth Movements in Israel.

