Allgemein, Einblicke

„Alles wirkliche Leben ist Begegnung” – Deutsch-Israelische Fachkonferenz zur Wirkung von Austausch- und Begegnungsarbeit

Unter dem Motto „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ (Martin Buber) veranstalteten ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, die Israel Youth Exchange Authority und der Council of Youth Movements in Israel (CYMI) vom 22. bis 24. November 2022 eine fachübergreifende deutsch-israelische Fachkonferenz, die die Potentiale von Begegnung, Austausch und Bildung als Wege gegen Vorurteilsstrukturen und Diskriminierung auslotete.

„Die Begegnung zwischen Menschen öffnet neue gedankliche und emotionale Welten. Indem wir andere Menschen unmittelbar erleben und uns auf ihre Perspektiven einlassen, können wir vorschnellen Urteilen und Negativbildern entgegenwirken. Wir entwickeln Empathie und gewinnen Weitblick.“,

Christine Mähler, Dipl.-Psychologin und Leitung von ConAct

Stereotype und Vorurteile über „Andere“ zu hinterfragen, ist zentraler Bestandteil im Lernprozess eines jeden Jugendaustauschprogramms. Persönliche Begegnungen eröffnen Räume, in denen junge Menschen neue Beziehungen aufbauen, wechselnde Perspektiven einnehmen, unterschiedliche Identitäten erleben und Einblicke in vielfältige Lebensrealitäten gewinnen.

Gemeinsam mit rund 170 pädagogischen Fachkräften aus Wissenschaft und Praxis aus Deutschland und Israel wurde diskutiert, wie Bildungs- und Begegnungsprojekte gegen Vorurteile wirken: Welches sind zentrale Herausforderungen von Begegnungsprogrammen angesichts der sich stark unterscheidenden Lebensrealitäten und vielfältigen Biografien junger Menschen? Wie können gesellschaftliche Ungleichheitsstrukturen im Leben junger Menschen durch die Begegnung erfahrbar gemacht und pädagogisch sinnvoll thematisiert werden? Welche Chancen bieten Begegnungsprogramme, um Teilnehmende zu Offenheit und zum Eingehen intensiver persönlichen Beziehungen einzuladen?

Zu Wort kamen zahlreiche Vertreter*innen aus innerisraelischen und -deutschen Begegnungsprojekten sowie aus dem deutsch-israelischen Austausch. In Panels, Impulsvorträgen, Workshops und auf Exkursionen lernten die Teilnehmenden unterschiedliche Begegnungsansätze kennen: unter anderem zwischen jüdischen und arabischen Israelis, innerhalb der arabischen und/oder jüdischen Gemeinden in Israel, zwischen nichtjüdischen und jüdischen Deutschen und über die Erinnerungsarbeit an die Shoah heute, die die vielfältigen Migrationsgesellschaften beider Länder einschließt. Allen Projekten gemein ist, dass sie konstruktiv an einer gemeinsamen Zukunft bauen wollen. Die gleichberechtigte Teilhabe an Bildung ist ebenso wichtig wie das Wissen um die eigene Identität (Religion, Sprache, Kultur) und gleichzeitig der Wunsch, sich durch Begegnung, Gespräch und Zuhören zu verständigen.

Bedingung für gelungene Austausch- und Begegnungsarbeit gegen Diskriminierung und Vorurteilsstrukturen ist ein begleitender pädagogischer Rahmen, der fördert und fordert. Bestehende Differenzen wie Sprache, soziale und/oder ethnische Herkunft sowie Religion werden beim Aufeinandertreffen besonders sichtbar. Teilnehmende von Begegnungen sollen dazu ermutigt werden, Komfortzonen zu verlassen und auch die Perspektiven anderer einzunehmen. Ziel von Begegnung und Austausch ist es, Interesse zu wecken und Unterschiede als bereichernd zu empfinden.

Download: Programm der Fachkonferenz: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“


„All Actual Life Is Encounter” – German-Israeli Conference on Tackling Prejudice and Discrimination with Education, Encounter and Exchange

Under the motto “All Actual Life Is Encounter” (Martin Buber), ConAct – Coordination Center for German-Israeli Youth Exchange, the Israel Youth Exchange Authority and the Council of Youth Movements in Israel (CYMI) organized an interdisciplinary German-Israeli conference from November 22 to 24, 2022 in Berlin. About 170 educational professionals from Germany and Israel explored the potentials of encounter, exchange and education as ways to counter structures of prejudice and discrimination.

“Encounters between people open up new intellectual and emotional worlds. By experiencing other people directly and engaging with their perspectives, we can counteract rash judgments and negative images. We develop empathy and gain foresight,”

Christine Mähler, psychologist and director of ConAct.

Questioning stereotypes and prejudices about “the other” is central to the learning process of any youth exchange program. Face-to-face encounters open up spaces in which young people build new relationships, adopt diverse perspectives, experience different identities, and gain insights into diverse realities of life.

Together with experts from science and practice from Germany and Israel, it was discussed how educational and encounter projects work against prejudices: What are the challenges but also the chances, which encounter programs create in dealing with different personal backgrounds and life realities? How can social inequality structures in the lives of young people be made tangible through encounters and addressed in a pedagogically meaningful way? What opportunities do encounter programs offer to invite participants to openness and to enter into intensive personal relationships?

Numerous representatives from Israeli and German encounter projects as well as from German-Israeli exchange programs had their say. In panels, keynote speeches, workshops and on excursions, the participants learned about different approaches to encounter: among others, between Jewish and Arab Israelis, within the Arab and/or Jewish communities in Israel, between non-Jewish and Jewish Germans, and about remembrance work of the Shoah today, which includes the diverse migration societies of both countries. What all projects have in common is that they want to constructively build a common future. Equal participation in education is just as important as knowledge of one’s own identity (religion, language, culture) and, at the same time, the desire to communicate through meeting, talking and listening.

A prerequisite for successful exchange and encounter work against discrimination and prejudice structures is an accompanying educational framework that encourages and challenges. Existing differences such as language, social and/or ethnic origin as well as religion become particularly apparent when people meet. Participants of encounters should be encouraged to leave comfort zones and also to keep in mind the perspectives of others. Encounters and exchanges aim at intensifying interest in one another and perceiving differences as rewarding.

Download: Program: “All Actual Life is Encounter”